VLADIMIR STERLIGOV
* 1904 in Warschau; † 1973 in Peterhof
Russischer Maler und Buchillustrator der Avantgarde

Porträt einer Frau

Öl auf Leinwand, H. 57 x B. 40 cm, unsigniert,
gerahmt, ausführliches, wissenschaftliches Gutachten durch die „Malevich Foundation Moskau"

Vladimir Sterligov war ein Meisterschüler des Suprematisten Kaszimir Malevich (1879-1935) an der Akademie in Sankt Petersburg. Neben der Malerei fertigte er ab 1929 zunehmend Illustrationen für Bücher und Zeitschriften an und wurde als Lehrer tätig. 1939 zog Sterligov nach Moskau, musste aber bald im Krieg dienen. Nach dem Kriegsende wandte er sich der Lyrik und Prosa zu. Seine literarischen Werke wurden posthum veröffentlicht.

Sterligov gilt als letzter Vertreter der russischen Avantgarde. Wie im vorliegenden Bild behielt er zwar die geometrischen Formen und die Flächigkeit des Suprematismus unter seinem Lehrer Malevich bei, ergänzte diese jedoch durch Kurven und einer zunehmend gegenständlichen Formensprache.

Das vorliegende Bild „ Portrait einer Frau vor Häusern" zählt zu den wenigen Hauptwerken Sterligovs und ist als wichtiges Kunstwerk für jedes Museum anzusehen. Auch hier sieht man die enge Zusammenarbeit mit Malevich und seiner suprematistischen Arbeiten an, die er sehr ausdrucksstark in diesem Werk aufgreift. Sterligov ist mit zahlreichen Arbeiten in der Erimitage und anderen Museen in St. Petersburg vertreten, ebenso in Moskau und anderen russischen Museen. Durch die Vernichtung des Großteils seiner frühen Kunstwerke in der Zeit des Stalinismus im Zweiten Weltkrieg ist dieses Gemälde von großer Bedeutung für die Kunstwelt anzusehen.

Das ausführliche 8-seitige Gutachten der Malevich Foundation Moskau, an der die drei leitenden Kunsthistorikerinnen tätig waren, sagt u.a. Folgendes aus:

„Hier können wir zweifellos von Professionalität sprechen, und von Bildfülle des Gemäldes. Die harmonische Komposition und das besondere Zusammenspiel von fließender, rhythmischer Bewegung der Hand des Malers, romantischer Unausgesprochenheit und Feingefühl der Farbgebung, die Sterligov eigen sind, erzeugen die Empfindung von femininer Weichheit und zugleich von Bedeutsamkeit der Darstellung, was zweifellos durch das warme Gefühl des Malers für die Person bedingt ist. […] Das aparte, ein wenig in die Länge gezogene Oval des Kopfes, seine Neigung, die Linie, mit der das Haar das Gesicht umrahmt, die Anwesenheit von kontrastierenden und zugleich gedämpften geometrischen Strukturen zeugen von der Hand Sterligovs. […] Alle Farbbeziehungen sind harmonisch, verhalten. Durch die Kontraste zu den Halbtönen von Grün-Blau und Grau wird das Licht, das von dem warmen Weiß ausgeht, leuchtender wahrgenommen. Alle Farbtöne und deren Kombinationen sind charakteristisch für Sterligov."

„Die plastische Besonderheit die das Portrait in die Nähe zur letzte Arbeit des Malers bringen und die charakteristischen Details der Ausführung, zeugen von seiner Autorenschaft. Aber da es ganz unmöglich ist frühere Arbeiten des Malers zu sehen, lässt sich das Portrait nicht genau datieren. Es ist nur eine Arbeit aus dem Jahre 1928 bekannt (Gleichgewicht), in der wir sowohl offenkundige Verweise auf das Schaffen des Malers sehen, als auch eine malerische Behandlung der Ebenen, die identisch in der vorliegenden Arbeit zu finden ist. Als Schüler von Malevich folgte Sterligov, der in seiner Malerei die Ergebnisse der Untersuchung durch fundamentale Systeme, wie Kubismus und Supremetismus zeigt. Seine figurativen Kompositionen sind Malevichs sehr ähnlich. Sterligov schuf aber ein neues System der Darstellung, was man auch in vielen seiner späteren Arbeiten sehen kann. Mit den ornamentalen Fragmenten des Hintergrundes und den scharf betonten Formen der weiblichen Figur sind dies alles Übereinstimmungen, die dafür sprechen, dass nur Sterligov der Autor dieses vorgelegten Bildes sein kann."