Flagge, "asafo"
Fante, Ghana
Ohne Sockel / without base
Baumwolle. B 100 cm. L 145 cm.

Provenienz:
Sandro Bocola (1931-2022), Zürich.

Bis Anfangs des 20. Jahrhunderts waren Asafo genannte traditionelle Kriegerorganisationen die Basis der Küstenverteidigung gegen die zahlenmässig meist stärkeren Gruppen des Landesinneren, im Speziellen die der Asante.

Jede dieser Kompanien hatte nebst dem Namen und der Nummer auch für sie reservierte Farben, Muster und Embleme. Eine Kompanie setzte sich aus gewöhnlichen Soldaten, ausgewählten Musikern, Fahnenträgern und Fetischpriestern zusammen, die alle einem Senior Kommandanten, dem Asafohene, unterstanden.

Die militärische Funktion der Asafo verlor zuerst unter der britischen Besetzung, dann mit der Errichtung des Staates Ghana an Bedeutung. Heute nehmen die Asafo in den Fanti-Staaten eine mehr soziale und brüderliche Stellung ein. Dies hat jedoch ihrem Kunstschaffen keinen Abbruch getan.

Schriftliche Berichte über Soldaten-Gruppen die militärisches Gehabe imitierten, finden sich schon in Berichten des 17. Jh. wobei die Entstehung der Asafo Fahnen nicht explizit zu datieren ist.

Wahrscheinlich hat die Gründung von lokalen Einheiten als Verstärkung der europäischen Garnisonen die ersten Banner hervorgebracht, als jeder dieser Einheiten eine identifizierende Fahne zugeordnet wurde um sie zu formalisieren.

Die meisten Fahnen sind beidseitig, spiegelbildartig mit Motiven verziert. Seltener sind bestickte oder bemalte, die wahrscheinlich zu den älteren Exemplaren gehören. Fast alle Fahnen sind in einer der Ecken mit dem britischen Emblem, später der Nationalfahne versehen. Die Unabhängigkeit Ghanas von 1957 liefert somit eine brauchbare Richtschnur für die Datierung der Fahnen.

Bis auf unsere Tage werden die Fahnen bei wichtigen Anlässen, wie dem Yams Fest, christlichen Festen oder bei Neuaufnahmen sowie bei der Beerdigung eines Mitgliedes, mitgeführt. Das Tragen fällt den eigens dafür geschulten Fahnenträgern zu, die von den alten Meistern dafür geschult werden.

Einige Fahnen sind auch ganz speziell als Herausforderung oder gar als Beleidigung für rivalisierende Kompanien angefertigt worden. Missbräuche dieser Art führten dazu dass 1860 alle Fahnen dem Gouverneur zur Kontrolle, Bewilligung und Registrierung vorgelegt werden mussten. Der Aushang von nicht registrierten Fahnen steht seitdem unter Strafe und ein neues Motiv bedarf der Zustimmung des Generals aller Armeen sowie des Altestenrates. Damit wird abgesichert, dass es keine Gelegenheit für Kriegs-Offensiven unter den Rivalen gibt.

Der hauptsächliche Grund für den Entwurf einer neuen Fahne ist der Amtsantritt eines Asafohene. Der neue Offizier muss eine neue Fahne bestellen und selbst bezahlen. Diese geht in den Allgemeinbesitz der Kompanie über. Neue Fahnen können aber auch angefertigt werden um ausgediente, oder von den Sujets her nicht mehr aktuelle zu ersetzen. Aber auch um wichtige Ereignisse festzuhalten. Ausrangierte Fahnen werden zu Ehren der Vergangenheit und der Verstorbenen sorgfältig aufbewahrt.

Weiterführende Literatur:
Corey Ross Doran (Redakteur), Silvia Forni (Redakteur) (2016). Art, Honor, and Ridicule: Asafo Flags from Southern Ghana . Royal Ontario Museum, Toronto.

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EUR 300 / 600

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