Amsterdam, Um 1620: Bildnis Eines Jungen Mannes - May 27, 2011 | Galerie Bassenge In Germany
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Amsterdam, um 1620: Bildnis eines jungen Mannes

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Amsterdam, um 1620: Bildnis eines jungen Mannes
Amsterdam, um 1620: Bildnis eines jungen Mannes
Item Details
Description
um 1620. Bildnis eines jungen Mannes mit weißer Halskrause im Dreiviertelprofil nach rechts. Öl auf Holz, auf eine weitere Holztafel montiert. 60 x 50 cm.
Dieses enigmatische Bildnis eines jungen Mannes nimmt einen besonderen Rang ein in der Entwicklung der holländischen Portraitmalerei. Der Tradition höfischer Portraits der Renaissance folgend, ist darin besonders der Einfluss der oberitalienischen Bildniskunst des 16.Jahrhunderts spürbar, die von Hans von Aachen in Prag und Peter Paul Rubens in Antwerpen nördlich der Alpen weiterentwickelt wurden. Zwischen 1615 und 1620 manifestiert sich dieser Einfluß auch in der Amsterdamer Portraitmalerei. Unser Portrait, in dem das Modell als Halbfigur in klassischem Dreiviertelprofil präsentiert wird, muß nach Erkenntnissen von Dr. R. E. O. Ekkart, in eben dieser kurzen Phase in Amsterdam entstanden sein. Denn spätestens mit dem Eintreffen Rembrandts in Amsterdam 1631, verbreitete sich die Tendenz zur Natürlichkeit des Modells, welche die höfische Repräsentation im Bildnis, wie sie auch in unserem Werk vorliegt, ablöste.

Das Portrait zeigt einen unbekannten jungen Mann im schwarzen Doublet vor dunklem Fond. Das markante, von dem fast ornamental aufgefassten weißen Spitzenkragen gerahmte Gesicht wird von dem scharf einfallenden Licht fein modelliert. Mit wachem Blick schaut der Dargestellte selbstbewusst auf den Betrachter. Ein feiner Bart, fast noch ein erster Flaum, umspielt die rosigen Lippen. Fast ebenso bedeutend in Szene gesetzt wie das Gesicht sind auch die kräftigen Hände des Portraitierten: Während der Dargestellte mit der Rechten seinen Mantel hält, erscheint die Linke, teils vom dunklen Umhang verdeckt, in frontaler Verkürzung. Die Ausstrahlung des Portraitierten, gewiss ein bedeutendes Mitglied der Amsterdamer Gesellschaft, seine jugendliche Zuversicht und sein Selbstbewußtsein sind das Faszinosum dieses Werks.

Die differenzierte Modellierung des Gesichts, die Setzung von Glanzlichtern sowie die Betonung der Hände läßt an Werke von Nicolaes Eliasz Pickenoy denken, der zu dieser Zeit im Amsterdam als einer der führenden Bildnismaler tätig war (vgl. etwa das "Selbstbildnis Pickenoys" von 1627 im Pariser Louvre oder das 1621 datierte "Bildnis eines 35-jährigen Mannes" im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen). Allerdings weicht die malerische Ausführung unseres Werkes von denen Pickenoys ab, worauf Rudi Ekkart, Den Haag, hinweist. In der Literatur galt unser Portrait lange als ein Werk Werner van den Valckerts und später als eine Arbeit Thomas de Keysers. Diese Zuschreibungen werden von Ann Jensen Adams und Dr. R. E. O. Ekkart (mündliche Auskunft) nicht mehr unterstützt, doch kann es nur eine Frage der Zeit sein bis der Schöpfer dieses faszinierenden Portraits namentlich bekannt wird.

Das Werk gehörte zu der bedeutenden Gemäldesammlung des in Berlin ansässigen jüdischen Fabrikanten Richard Semmel (1875 Zobten, Schlesien - 1950 New York), Inhaber der Konfektionsfirma Artur Samulon & Co. Richard Semmel begann in den zwanziger Jahren mit dem Aufbau einer Kunstsammlung, wobei er sich besonders für niederländische Altmeistergemälde und Malerei der französischen Moderne interessierte. Im April 1933 verließ Richard Semmel mit seiner Familie Berlin und reiste über die Schweiz in die Niederlande (Amsterdam). 1940 emigrierte Richard Semmel von dort mit Zwischenaufenthalt in Kuba schließlich in die USA und ließ sich in New York nieder, wo er 1950 verstarb.


Literatur:

Ausst. Kat. "Tentoonstelling van 16de en 17de Eeuwsche Hollandsche, Vlaamsche en Italiaansche Schilderijen uit de Collectie der Fa. D. Katz te Dieren", Stedelijk van Abbe-Museum Eindhoven 1936, S. 14, Nr. 33 (als Thomas de Keyser)
P. J. J. van Thiel: "Werner Jacobsz. van den Valckert", in: Oud Holland 97 (1983), S. 128 - 195 (S. 190: als Thomas de Keyser)


Provenienz:

- 1928 Galerie van Diemen, Berlin (als Thomas de Keyser)
- 1928-1933 Sammlung Richard Semmel, Berlin
- 1933 Auktion Frederik Muller, Amsterdam, am 21. November 1933 (Los 28: als Thomas de Keyser)
- von dort an Galerie D. Katz in Dieren 1934 - 1937 (im Ausst. Kat. der Galerie D. Katz von 1937 mit Bezeichnung ehemals Sammlung "Semmel Berlijn": als Thomas de Keyser)
- 1939 Auktion Van Marle en Bignell, Den Haag, Mevr. Douaière I. L. Alewijn-van Limburg Stirum e.a., am 28. Februar 1939 (Los 17 mit Abb., als Thomas de Keyser)
- 1940 Esher Surrey Kunsthandel, Den Haag (als Thomas de Keyser)
- 1940 "Sonderauftrag Linz" (als Thomas de Keyser), am 2. Oktober 1940
- 1946 am 29. April 1946 vom Central Collecting Point München (Inv. Nr. MÜ 4036) an die Niederlande restituiert
- 1946 Sammlung Stichting Nederlands Kunstbezit, Den Haag (Inv. NK 2693: dort bis 1983 als Werner van den Valckert geführt, dann wieder als Thomas de Keyser), später Rijksdienst Beeldende Kunst, Den Haag (Inv. NK 2693)
- 2009 an die rechtmäßigen Erben von Richard Semmel restituiert.

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Amsterdam, um 1620: Bildnis eines jungen Mannes

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