BÖHMISCHER MEISTER Tätig 1. Viertel 15. Jh. Antiphonarblatt mit Bildinitiale 'Die zwölf Apostel' Polychrome Malerei, teilw. goldgehöht, Quadratnoten in Schwarz-Braun, lateinischer Text in Schwarz-Braun und Rot, blaue und rote Initialen, 4-liniges, rotes Notensystem, recto und verso auf Pergament. 38 cm x 27,5 cm. Beschnitten, Randbesch., rest., verso Montierungsreste. Im ausgehenden 14. Jahrhundert kam es in Prag zu einer vor allem von Angehörigen des Hofes geförderten Hochblüte der Buchmalerei, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Ausgangspunkt und Grundlage für die Entwicklung der Buchmalerei in den angrenzenden Regionen wurde. Die Initiale auf der Rückseite des Antiphonarblattes stammt von einem Buchmaler, der dieser bedeutenden Schule angehörte. Die auf einem schollenartigen Boden gedrängt beieinander stehenden Apostel sind in faltenreiche Gewänder gekleidet, wie sie zum Beispiel im 1409 datierten Missale des Sbinko von Hasenburg wiederzufinden sind (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 1844). Dort trifft man auch die kräftigen Akanthusranken an, die schwarze, mit goldenen Federranken verzierte Flächen umschlingen und überschneiden. Die Figuren auf dem Fragment wirken weniger exaltiert als die des Missales und die auf dem Boden aufliegenden Teile der Gewänder sind reduziert, so dass die Arbeit dieses Buchmalers später, jedoch in das erste Viertel des 15. Jahrhunderts zu datieren ist, da die Ornamentik der des Missales noch sehr nahesteht. Das Responsorium, das von der Initiale hervorgehoben wird, beginnt mit den Worten Ecce ego mitto vos sicut oves in medio lupo (Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe). Diese Worte richtete laut Matthäus-Evangelium (Kapitel 10, Vers 16) Jesus an seine Jünger, als er sie aussandte, seine Botschaft zu verkünden. In der Initiale sind die zwölf Jünger abgebildet, Jesus ist nicht zu sehen.