MATTHIAS FALLER ('Der Hergottschnitzer des Schwarzwalds') 23. Februar 1707 Neukirsch/Schwarzwald - 03. Februar 1791 St. Märgen (attr.) ÜBERLEBENSGROSSE FIGURENGRUPPE DES SCHUTZENGELS MIT KIND, UM 1770 Holz, vollplastisch geschnitzt, polychrom gefasst, partiell vergoldet - aus mehreren Teilen zusammengefügt. H. 201 cm, B. 169 cm, T. 60 cm. Leichte Fassungsverluste, besonders im Bereich der Plinthe, partiell Spannungsrisse, altersbedingt guter, weitgehend originaler Erhaltungszustand. Provenienz: Kirche Sankt Andreas zu Köln, die 1802 säkularisiert wurde; Privatbesitz der Familie Lünenborg; Privatbesitz Köln. Matthias Faller lernte zwischen 1721 und 1725 bei Adam Winterhalder in Vöhrenbach. Im Anschluss an seine Ausbildung ging Faller zusammen mit Winterhalders Sohn Johann Michael nach Colmar, Augsburg, München, Regensburg, Wien und Prag. Er kehrte etwa 1732 in seine Heimat zurück und schuf zwischen 1732 bis 1735 die Altäre in der neu erbauten St.-Andreas-Kirche in seinem Heimatort Neukirch, darunter den Antonius-Altar. Eines seiner Hauptwerke schuf Faller für die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in St. Märgen im Schwarzwald. Zwischen 1744/45 und 1779 arbeitete der Bildschnitzer dort an sechs St. Märgener Altären, ferner der Kanzel und noch 1776/77 und 1779 an dem Orgelprospekt für die Silbermann-Orgel. Das Ensemble in St. Märgen ist eines seiner Hauptwerke. Die Zuschreibung an Matthias Faller folgt neben stilkritischen Analysen auch der Tatsache, dass der Bildschnitzer möglicherweise Aufträge für die Kirche Sankt Andreas in Köln erhielt. Stilistisch steht die hier angebotene Figur seinem 'Schmerzensmann mit Engelsputto' aus dem Jahre 1770 sehr nahe (Städtisches Museum Freiburg). Einen weiteren Einfluss zeigt das Werk Ignaz Günthers (Franz Ignaz Günther 1725 Altmannstein - 1775 München), dessen Schutzengel mit Kind aus dem Jahre 1763 (Bürgersaalkirche München) sowohl kompositorisch als auch von seiner monumentalen Wirkung einen wesentlichen Einfluß auf Matthias Faller gehabt haben dürfte. 'Denn seinen Engel befielt er deinetwegen, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen. Auf den Händen werden sie dich tragen, daß an keinen Stein stoße dein Fuß (Ps 91,11f.). In der christlichen und besonders der orthodoxen Ikonographie sind Schutzengel in vielen Darstellungen nachweisbar. Einerseits ist der Schutzengel Beschützer, der den Kindern Geborgenheit vermitteln und Angst nehmen und zum anderen eine moralische Instanz, der sie vor Sünde bewahren und zur Tugend anleiten sollte. In der bildenden Kunst ist der Schutzengel ein bereits in frühchristlicher Zeit vorkommender Typus, der jedoch immer an biblische Texte gebunden bleibt, so z.B. wo der Engel des Herrn, Michael oder Raphael helfend auftraten. In der westlichen Ikonographie gewann der Schutzengel im Zuge der Gegenreformation an Bedeutung. Er breitete sich und seinen Kult über das katholische Polen bis nach Rußland aus. 'Seit Anfang des 16. Jahrhunderts kannte man in Spanien das Schutzengelfest, später dann auch in Frankreich; 1608 wurde es unter Papst Paul V. ein allgemeines katholisches Fest [...] Der bevorzugte Schutzengel im Westen ist Raphael, der den jungen Tobias begleitet.' (Vgl. hierzu: Bentchev, Ivan: Engelikonen. Machtvolle Bilder himmlischer Boten, Luzern, 1999, S. 112ff.)